Von Sonntag, 21.08.2016, Verzeihen (52. Tag)

Heute bin ich irgendwie sehr angerührt, weinerlich und geschafft. Ich habe mir in den letzten Tagen eine Menge Gedanken über meine Vergangenheit, meine Gedanken und Worte gemacht, wie ich die Welt und mich darin bisher gesehen habe und wie ich mich und die Welt ab jetzt gerne sehen wollen würde. Dabei ist mir noch einmal aufgefallen, wie schlecht ich früher behandelt worden bin, bzw. wie schlecht ich mich von manchen Menschen habe behandeln lassen. Und das Traurige daran war, dass mir das eine Zeit lang gar nicht wirklich aufgefallen war, ich das also als völlig „normal“ empfand, bzw. als etwas, das mir wirklich nur so zusteht und dass ich das – aus welchen Gründen auch immer – „es“ auch nicht wirklich anders verdient hätte, zumal mir das auch immer/sehr oft/zu oft in der Vergangenheit von sehr vielen Menschen immer wieder so gesagt/gespiegelt worden ist. Mir ist das aber erst über eine ziemlich lange Zeit hinweg erst nach und nach so aufgefallen/klar geworden, wenn ich zum Beispiel mit anderen Menschen über meine Vergangenheit gesprochen habe/davon erzählt habe und bei manchen dieser Erzählungen/Begebenheiten dann plötzlich manches Mal so eine Art „Stille/Schockmoment“ im Raum gewesen ist, die/den ich dann oftmals erst einmal überhaupt nicht wirklich verstanden habe/nicht wirklich nachvollziehen konnte. Da haben dann manchmal sogar manche Menschen Tränen (für mich) in den Augen gehabt und/oder haben dann manches Mal sogar angefangen zu weinen und haben dann oftmals zum Ausdruck gebracht, wie leid ihnen das Geschehene für mich tut. Das habe ich dann in der Vergangenheit oftmals/viele Male überhaupt nicht annehmen können, zumal da manches Mal Menschen dabei gewesen sind, deren Vergangenheit ich – und Sie/Du sicherlich auch – gelinde gesagt als WIRKLICH schlimm empfunden habe. Das hat mir über die Jahre hinweg manches Mal schon ziemlich/bis sehr zugesetzt, was ich da von anderen Menschen über deren Vergangenheit/deren Erlebnisse erfahren habe, wie schlimm sie teilweise von anderen Menschen behandelt worden sind – und diese Menschen hatten dann Mitleid/Mitgefühl mit mir????? Und dann ist bei mir, wie man früher gesagt hat, in den letzten Tagen plötzlich DER eine, der richtige, der endgültige Groschen gefallen. Und ich konnte es plötzlich sehen. Und ich konnte es plötzlich fühlen. So richtig. So echt. So komplett. Ich konnte plötzlich sehen, fühlen und verstehen, was über die vielen Jahre hinweg die geistigen Welten immer gemeint haben, was meine Klienten, Freunde, später auch meine Familie und der Familientherapeut (zu dem ich eine Zeit lang mit meinem damaligen Mann gegangen bin) gemeint haben. Und das war in seiner Gesamtheit ziemlich schmerzhaft, schrecklich, aufwühlend, schön und heilsam. Ich kann noch nicht sagen, ob ich jetzt wirklich „durch“ damit bin, kann aber aus tiefstem Herzen sagen, dass es sich wie ein wirklicher Meilenstein anfühlt. Und dass ich eine sehr, sehr tiefe Liebe und Dankbarkeit den geistigen Welten gegenüber empfinde – denn die haben mich vor vielen Jahren „gerettet“ und haben mir – und Anderen – von dieser großen Liebe erzählt, die alles möglich macht. Die alles verzeihen und heilen kann. Und ich habe ihnen geglaubt, weil es sich so echt, so wirklich anfühlte und konnte mir dennoch nicht vorstellen, dass das auch für mich gelten könnte. Ich habe mit meiner (inzwischen seeehr) geliebten Halb-Schwester (sie hat eine andere Mutter als ich) während ihres Aufenthalts bei mir/uns im Haus mehrere sehr tiefe und sehr lange Gespräche über unser beider Vergangenheit gehabt und wir haben dabei festgestellt, dass wir beide echte „Survivor“ sind und wie froh und dankbar wir beide sind, dass es uns beide gibt. Auch sie hat mir während der Gespräche (noch einmal/wieder einmal) gespiegelt/gesagt, wie allein ich ihrer Meinung nach früher gewesen bin, wie ungerecht ich früher behandelt worden bin und hat mir dann noch einmal ihr Mitgefühl darüber ausgesprochen und mich dann in den Arm genommen. Und das hat dann noch einmal ziemlich weh getan. Sogar ziemlich weh. Und da habe ich noch einmal noch tiefer beschlossen: ICH möchte das endlich HEILEN. Ich möchte diesen ganzen BALLAST endlich los werden/endlich loslassen. Ich möchte endlich VERZEIHEN. Mir und Anderen. Ganz und gar. Ohne Wenn und Aber. Einfach ALLES! Und ich habe Gott und die geistigen Welten darum angerufen, habe dafür gebetet und Räucherstäbchen und Kerzen dafür angezündet und habe auch anderen Menschen in den letzten Tagen ganz bewusst, ganz offiziell gesagt, dass ich das nun tun werde/tun will und auch wem und was genau, um da auch keinen „heimlichen“ Rückzieher machen zu können. Ich habe mich einfach zutiefst verpflichtet – mir selber, Gott, meinem Partner und anderen Menschen gegenüber. Das hat wieder einmal im ersten Moment ganz schön weh getan, hat erst einmal ganz schön viele Widerstände in mir ausgelöst/auf den Plan gebracht, da ich fand, dass manche Dinge/Menschen – gerade auch aus der etwas noch näheren Vergangenheit – (wieder einmal) unglaublich fies, unverantwortlich, undankbar und wenig wertschätzend mir und anderen Menschen gegenüber gewesen sind. Und auch das habe ich mir dann noch einmal ganz tief und ehrlich eingestanden und trotz der Schmerzen „einfach“ weiter darauf bestanden, dass ich das dennoch alles los-lassen und heilen möchte, für mich und meine Familie und für wen auch immer das eventuell dann auch noch von Nutzen sein kann/darf. Und dann habe ich die letzten zwei Nächte über einfach unglaubliche, tolle und erhebende Glücksgefühle neben meinem Partner gehabt. Ich habe wach gelegen, habe den Naturgeräuschen gelauscht (Ihr wisst ja, Jakobsweg – auch mal draußen schlafen) und den wunderschönen Nachthimmel angesehen (der Mond war einfach unglaublich schön!), habe die Liebe Gottes gespürt, habe gespürt, wie sehr er mich liebt, lieben könnte, wenn ich ihn denn ließe, und habe beschlossen, diese Liebe jetzt einfach anzunehmen, auch, weil ich zu dem Schluss gekommen bin, dass das Nicht-Annehmen von Liebe einfach so unfassbar anstrengend, dämlich und unlogisch ist. Und dieser Entschluss/diese Tat macht mich einfach gerade sehr, sehr glücklich. Das angerührt sein ist nun Gelassenheit, das Weinerliche ist ganz weg. Das „Geschafft-sein“ ist dagegen noch immer da und mein gesamter Körper tut mir heute ziemlich weh. Aber das ist in Ordnung. Denn: Ich liebe. Ich lebe. Und ich werde geliebt. Und das sogar sehr – und das nicht nur von den geistigen Welten. Na, dann ist ja alles gut.

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