Der Tod, wie er leibt und lebt

Von Beate Bock

„Die Meister gaben mir nach und nach Hausaufgaben, um meine eigenen Todesängste und -programmierungen zu bearbeiten. Um den Tod zu verstehen, müsse ich ihm allerdings nicht hinterherlaufen, meinten sie. Es sei nicht notwendig, sich tote Körper in Friedhofskapellen anzusehen, um zu wissen, wie ein solcher Körper wirkt. Ich sollte mich nicht künstlich mit dem Tod konfrontieren, um entsprechende Programmierungen aufzulösen. Und doch sollte ich mich mit vielen Gedanken, Glaubenssätzen, Gewohnheiten und kulturellen und gesellschaftlichen Ritualen, die mit dem Tod zusammenhängen, auseinandersetzen.

Dabei wurde ich schon häufig in meinem Leben mit dem Tod konfrontiert. Ich habe bei meiner Arbeit als Krankengymnastin Menschen tot in ihren Betten vorgefunden, sie auf dem Operationstisch oder im Bett sterben sehen und war mit dabei, als sie ins Kühlfach geschoben wurden. Es war deutlich zu sehen, daß diese Menschen wirklich „tot“ waren. Schon kurz nachdem sie gestorben waren und der Verwesungsprozeß noch gar nicht richtig begonnen hatte, wirkten sie physisch völlig verändert.

Als mein Vater gestorben war, wirkte er bei der Aufbahrung gegen alle meine Hoffnungen und Wünsche als Tochter leider außerordentlich tot und nicht friedvoll oder schön, wie das so oft erzählt wird, sondern im Gegenteil sehr schwer und materiell. Ohne dieses Etwas, das sie erst zu „lebendigen“ Menschen macht, sehen die meisten Verstorbenen eben doch nur wie „ein Stück totes Fleisch“ aus.

Mit diesem Etwas, das ein Lebewesen im Augenblick des Todes verläßt, habe ich ebenfalls Erfahrungen gemacht. Ich war während meiner Krankengymnastikzeit bei einer alten Dame im Zimmer, während sie nach einem langen, qualvollen Todeskampf starb. Es war unbeschreiblich, was für ein Frieden sich nach ihrem Hinübergehen im Zimmer ausbreitete. Mit einem Mal war da keine Angst mehr, keine Schmerzen und keine Qual, sondern Licht, Freude und Leichtigkeit durchfluteten den Raum. Das Gleiche habe ich auch beim Einschläfern einer Katze einer Freundin gespürt. Und auch bei Patienten, die im Koma lagen, hatte ich das Gefühl, daß es ihnen meistens sehr viel besser ging als ihren Angehörigen.

Auch meinem Vater ging es nach seinem physischen Tod sehr viel besser.

Schon ein oder zwei Tage nach seinem Weggang nahm ich innerlich Kontakt mit ihm auf. Man hätte denken können, daß ich cool mit dem Tod meines Vaters umging, doch im Grunde war ich noch geschockt und fühlte zunächst fast gar nichts, schon gar keinen Schmerz. Ich habe fast automatisch als Channel gehandelt und war sogar gespannt darauf, von ihm aus erster Hand zu erfahren, wie es denn „drüben“ so sei und wie es denn so wäre zu sterben. Ich spielte gar schon mit dem Gedanken, daraus ein Buch zu machen.

Der Kontakt kam sofort zustande. Die Präsenz und Ausstrahlung meines Vaters war unverwechselbar. Hier sprach kein Meister, sondern schlicht mein Vater, so wie ich ihn kannte. Auch mein Mann, der dabei war, erkannte meinen Vater an Wortwahl und Ausdrucksweise sofort.

Er meinte telepathisch zu mir, daß mein Schmerz noch sehr groß sei und es für mich noch nicht Zeit wäre zu sterben. Ich müsse auf mich achtgeben, und er würde eine Zeitlang mit auf mich aufpassen. Deshalb werde er auch hinten links im Auto sitzen, wenn ich zu „seiner“ Beerdigung nach Hamburg fahre.

Als ich dann mit meinem Mann einige Tage später auf der Autobahn mit 120 oder 130 km/h unterwegs war, gab es hinten mit einem Mal ein Geräusch, als wären wir irgendwo rüber gefahren. Dann hörten wir ein mahlendes, dröhnendes Wummern, das vom hinteren Teil des Autos kam. Es hörte sich doch so bedrohlich an, daß mein Mann dachte, es wäre besser anzuhalten und nachzuschauen. Er fuhr auf den Seitenstreifen, und wir waren dann ziemlich fassungslos, als wir feststellten, daß der linke Hinterreifen geplatzt war. Normalerweise gerät ein Auto bei dieser Geschwindigkeit mindestens ins Schlingern, manchmal auch ins Schleudern, wenn ein Reifen platzt – und wir hatten statt dessen schon fast überlegt, ob wir nicht einfach weiterfahren. Wir konnten es kaum glauben, daß nichts Schlimmeres geschehen war. Uns aber war sofort klar, daß mein Vater auf uns aufgepaßt hatte.

Ich denke, ich war durch meinen Schmerz und meine Verzweifelung über den Verlust unbewußt wirklich in Gefahr, meinem Vater in den Tod zu folgen, was er aber erfolgreich und wie vorhergesagt verhindert hatte.

Als ich dann wieder in Berlin war, haben mich die Meister unter anderem 10 Wutbriefe schreiben lassen, in denen ich einfach unzensiert alles aufschreiben sollte, worauf ich bei ihm wütend war. Das hat mich damals ziemlich gewundert. „Was soll das denn jetzt?“ dachte ich. „Ich bin traurig und nicht wütend.“ Ich habe es trotzdem gemacht, und bei dem zehnten Wutbrief stellte sich heraus, daß ich nicht nur sehr traurig, sondern zudem auch außerordentlich wütend auf meinen Vater war, was ihm denn so einfiele, uns alle, vor allem meine sechsjährige Halbschwester, die er nach der Scheidung von meiner Mutter mit einer anderen Frau bekommen hatte, so plötzlich allein zurückzulassen.

Es hat es mir damals nicht viel geholfen, daß ich inzwischen durch die Meister eigentlich sehr wohl wußte, daß es keinen wirklichen Tod gibt. Ich hatte ja sogar Kontakt mit meinem Vater gehabt und hätte dadurch eigentlich auch die Gewißheit haben können, daß er noch weiterexistiert. Es war eine große Lernerfahrung für mich, daß der physische Körper in nicht zu unterschätzender Weise trotzdem noch über den Verlust trauerte, denn aus seiner, der materiellen Sicht war mein Vater ja wirklich endgültig gegangen. Die Meister meinten damals, daß ich bzw. mein Körper ein Jahr brauchen würden, um den Tod meines Vaters zu verarbeiten. […]

Die Lichtwelten sind beim Thema Tod absolut undramatisch und locker. Aus ihrer Sicht ist es so, als wechsele man einfach den Pullover oder als ginge man in ein anderes Zimmer. Im Grunde gäbe es nichts, wovor man sich fürchten müsse. Wenn man sich zu „Lebzeiten“ nicht mit dem Tod und seinen diesbezüglichen Ängsten und Begrenzungen auseinandersetzt, wird man eben nach dem physischen Tod mit ihnen konfrontiert. Weil man diesen Ängsten sowieso nicht entkäme, könne man sie genausogut bearbeiten, während man noch „lebt“. Auch bei diesem Thema sind die aufgestiegenen Freunde unbestechlich, konsequent, freundlich, humorvoll und überzeugend logisch!
Es ist schwer, beim Thema „Tod“ den Humor und die Leichtigkeit der Meister so „rüberzubringen“, daß sich niemand verletzt und in seinem Schmerz über einen Todesfall mißachtet fühlt. In manchen Ländern ist es ja wirklich noch gefährlich oder zumindest verdächtig, wenn man zum Beispiel Spaß und Tod miteinander in Verbindung bringt. So etwas ist zur Zeit sicherlich nicht der Norm entsprechend, doch die Meister sind eben auch nicht normal. […]

Vor kurzem ist die Freundin einer Freundin gestorben. Sie wurde von ihrem Ex-Freund erschossen, was ein großer Schock für ihre Eltern und ihre Umgebung war.

Wir hatten keinen Kontakt, hatten uns nie gesehen, kannten uns aber über unsere gemeinsame Freundin indirekt vom Hörensagen. Ich wußte von Sabrina, wie ich sie hier nennen will, fast gar nichts: weder Adresse, noch Arbeit, Wohnung oder was sie so machte usw.

Somit war ich nach ihrem physischen Tod auch nicht in großer Trauer um sie. Ich hatte nur großes Mitgefühl mit meiner Freundin, weil ich wußte, wie lieb sie sie gehabt hatte und fragte, ob ich irgendwie helfen könne, was meine Freundin aber verneinte. Sie käme schon klar, hätte genügend Freunde, die sie auch gekannt hätten und mit ihr zusammen trauern und sprechen würden.

Aber Sabrina sah wohl ihre Chance und nahm mein Hilfsangebot an. Schon in der nächsten Nacht kam sie mich besuchen.

Ich lag im Bett und dachte über irgend etwas nach, da erschien sie mir plötzlich vor meinem geistigen Auge und bat mich, eine Nachricht für ihre Freundin auszurichten. Sie zeigte sich mir als Frau mit schulterlangem, dunkelblondem Haar. Ich habe mir später ein Foto von ihr zeigen lassen, und sie sah darauf tatsächlich so aus, wie sie sich mir bei ihrem Besuch gezeigt hatte.

Ich war ein wenig überrascht, aber irgendwie erschien mir ihr Besuch und ihr Anliegen auch ganz natürlich, klar, wie abgesprochen. Sie hat sich nicht einmal groß vorgestellt oder gefragt, geschweige denn gebeten, ob ich zu einer Botschaftsübermittlung bereit sei. Sie war sich sicher, daß ich als Freundin ihrer Freundin für die Botschaften bereit sei und sie ihr übermitteln würde. Und so begann sie ohne Umschweife und ohne irgendein heiliges Getue zu erzählen. Sie hat so gesprochen, wie mir später bestätigt wurde, wie sie es auch als Mensch getan hatte. So sprach sie von ihrer Freundin in schnoddrig-liebevollem Ton als „die kleine Kröte“.

Unter anderem an solchen Ausdrücken hat meine Freundin Sabrina sofort wiedererkannt. Auch durch den Inhalt der Botschaften, die sie manchmal so knapp übermittelte, daß ich mit dem Inhalt zum Teil nicht viel anfangen konnte, meine Freundin aber sehr wohl, wußte sie, daß es wirklich Sabrina war.

Sabrina erzählte, daß ihr Tod für sie nicht so schlimm war und es ihr jetzt eigentlich besser geht als zuletzt auf der Erde. (Sie hatte zum Beispiel immense Schulden, war aber nicht bereit, ihr Leben so weitgehend zu verändern und sozusagen den Preis zu zahlen, den es erfordert hätte, um von ihren Schulden loszukommen.)

Sie schilderte dann den Tathergang und meinte, daß wir nicht böse auf den Mörder sein sollten, nicht böser als sie selbst und sie sei überhaupt nicht böse, denn es mußte einfach so passieren, wie es passiert ist. Er sei einfach das Werkzeug gewesen, um ihr Leben hier zu beenden, wie sie jetzt erkannt habe. Dies alles erzählte sie in einem sachlich-nüchternden Tonfall.

Sie sagte dann, daß es ihr sehr wichtig sei, daß meine Freundin einen bestimmten Gegenstand aus der Wohnung bekommt und ich ihr dies ausrichte, da sie kein Testament gemacht habe.

Als ich meiner Freundin am nächsten Tag erzählte, daß sich Sabrina bei mir gemeldet hatte, war sie neugierig, überrascht und schockiert – und all dies gleichzeitig. Ich übermittelte ihr die Botschaften, und sie war mehr als erstaunt, daß ich Dinge erzählte, die ich gar nicht wissen konnte, die zum Beispiel erst nachträglich durch neue Zeugenaussagen ans Licht gekommen waren.

Sie wußte sofort, was Sabrina ihr gerne zukommen lassen wollte. Es war ihr aber unangenehm, Sabrinas trauernden Freund um diesen Gegenstand zu bitten und bei ihm nachzuhaken, doch Sabrina ihrerseits hakte so lange bei mir nach, was ich dann wiederum an meine Freundin weitergab, bis besagter Gegenstand endlich seinen Besitzer gewechselt hatte. Als Sabrinas Freund ihn meiner Freundin übergab, geschah etwas, erzählte sie später, was sie eigentlich von der Trauerfeier zwei Wochen nach Sabrinas Tod erhofft hatte, was dort aber nicht eingetreten war: Allmählich spürte sie, wie sich ein tiefer Friede in ihr ausbreitete. Nun erst hatte sie das Gefühl, daß ihre Freundin gehen konnte und auch wirklich gegangen war. Seitdem habe auch ich nichts mehr von Sabrina gehört.

Durch Erlebnisse wie die geschilderten und durch die vielen entsprechenden Hausaufgaben hat sich mein Verhältnis zum Tod, vor dem ich früher schreckliche Angst hatte, grundlegend geändert. Doch das reichte den Meistern noch nicht, und sie setzten noch eins drauf!

Wenn ich schon gerade dabei sei, den Tod zu verstehen, könne ich mich ja auch mit dem Gedanken beschäftigen, wie es wäre, ewig zu leben, und zwar in ein und demselben Körper.

Doch das ist eine andere Geschichte …“

Weitere Informationen

Hier herunterladen: Original-Zeitschriftenartikel „Der Tod wie er leibt und lebt“ im PDF-Format, erschienen in der „SEIN„, Berlin, Ausgabe November 2002. Wenn Sie mehr über diese esoterische Zeitschrift erfahren möchten, klicken Sie hier: www.sein.de.